Jeder hat sein Packerl zu tragen. Und das ist Alexandras.

Von Besoffenen Kapuzinern und der Kunst, das Leben zu meistern.

„Ich trink normalerweise keinen Alkohol, aber die Besoffenen Kapuziner da finde ich schon sehr lecker.“ – Mit einem Lachen beginnt Alexandra unser Gespräch. Sie ist Linzerin, wohnt in der Schillerstraße gleich neben dem Südbahnhofmarkt und verkauft seit acht Jahren die „Kupfermuckn“, eine Straßenzeitung. 

Unser Treffen findet im Café Jindrak statt, wo sie sich einen Schinken-Käse-Toast, einen Kaffee und ihre Lieblingsmehlspeise gönnt – als kleine Auszeit zwischen ihren täglichen Runden.

Alexandra erzählt mir von ihren vier erwachsenen Töchtern, ihrem Enkelkind und den gemeinsamen Ausflügen mit der Familie. Doch was sie wirklich stolz macht, ist ihre Arbeit. „Seit acht Jahren arbeite ich für die Kupfermuckn. Ich bin immer gerne unterwegs, mag es mit Leuten zu reden – das macht mir Spaß“, sagt sie mit einem zufriedenen Lächeln. Ihre Route führt sie durch Urfahr, Linz und den Bindermichl, wobei sie es schätzt, sich ihre Arbeitstage selbst einteilen zu können. 

„Das find ich klass“, betont sie.

Mein Alltag ist geprägt von Begegnungen.

Trotz ihrer Herausforderungen sieht Alexandra das Leben positiv. „Für Obdachlose gibt es viele Wärmestuben und in den Spitälern gibt es gratis Essen. Ich finde schon, dass wir in Linz ganz gut ausgerüstet sind.“ Sie schätzt die Kleider- und Essensspenden der ARGE und den frischen, günstigen Salat am Südbahnhofmarkt.

Alexandra ist es wichtig, dass sie sich in ihrer Arbeit nicht aufdrängt. „Nur wenn wer reden möchte, rede ich. Sonst gibt’s nur ein kurzes “Ja” oder “Nein”, bei der Frage, ob wer meine Zeitung will.“

Obwohl das Leben als Kupfermuckn-Verkäuferin nicht immer einfach ist, geht sie mit einer positiven Einstellung durch die Welt. „Die meisten Leute sind extrem freundlich und zeigen ernsthaft großes Interesse an der Zeitung und den Geschichten.“ Einmal oder zweimal im Jahr gibt es jemanden, der „blöd daherredet“, aber das nimmt sie nicht ernst.

Und zwischendurch immer „Schotterwechseln“.

„Ich habe so gerne gezeichnet, aber bei meinem letzten Umzug ist meine Zeichenmappe verloren gegangen.“ Es ist eine leise Wehmut in ihrer Stimme zu hören. Sie hat vieles ausprobiert, was ihr liegen könnte, doch zurzeit fehlt ihr ein bisschen die Inspiration. Auch Stricken hat ihr Freude bereitet, „aber der Pullover ist nie fertig geworden“, fügt sie lachend hinzu.

Ein Highlight der letzten Jahre war der Workshop im Mural Harbor mit einem Linzer Graffitikünstler. „Jeder hat sein eigenes Bild gemacht und ich wurde dann sogar in der Zeitung abgedruckt: voll konzentriert beim Malen“, ergänzt sie mit einem Schmunzler. 

„Aber vielleicht nehme ich das Malen doch wieder in Angriff.” Man spürt, dass Alexandra noch nicht abgeschlossen hat mit ihren Träumen.

Danke vielmals für das nette Gespräch.
Hat mich gefreut, dich kennenzulernen. 

Martin vom MARIE Team. 

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